Mar 21
Mit Kindern über Ungleichheit sprechen - Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Ein Lernartikel von Nuria Fischer
Immer wieder erreicht mich die Frage, ab welchem Alter es Sinn macht mit Kindern über Diskriminierung und Ungleichheit zu sprechen. Viele haben Angst, Kinder mit den hässlichen komplizierten Themen der Erwachsenenwelt zu belasten. Sie sollen unbeschwert aufwachsen. Grundsätzlich hört sich das gut an, aber was ist mit den Kindern, die von Geburt an mit Diskriminierungen konfrontiert werden? Auch sie haben das Recht auf eine unbeschwerte Kindheit. Das kann aber nur erreicht werden, wenn alle Kinder von Anfang an diskriminierungskritisch und diversitätssensibel aufwachsen.
Das Gegenteil von Diskrimierung ist nicht "nett sein" - eine Frage der Privilegien
Vor einigen Jahren besuchte ich eine langjährige Freundin übers Wochenende. Wir hatten zu ähnlichen Zeitpunkten unser erstes Kind bekommen. Sie war frisch getrennt mit ihrer einjährigen Tochter in eine eigene Wohnung gezogen, in der wir sie zum ersten Mal besuchten. Als unsere Kinder schliefen, saßen wir, geschafft vom Tag, angelehnt an der Wand im Flur und unterhielten uns über Erziehung, unsere Sorgen und Wünsche. Als Neu-Mamas hatten wir natürlich viele Themen, die sich überschnitten und gleichzeitig einiges, was sich unterschied. Meine Freundin teilte mir mit, wie sehr es sie belastet, dass sie ihre Tochter nicht vor Diskriminierungen schützen könne. Über kurz oder lang würde sie sowohl mit Rassismus als auch mit Sexismus konfrontiert werden.
Naiv fragte ich sie, was sie vorhat in der Erziehung anders zu machen, um ihre Tochter zu stärken oder vor schmerzhaften Erfahrungen zu bewahren. Die Antwort meiner Freundin war ziemlich klar: “Sollte die Frage nicht eher sein, wie du deinen weißen Sohn erziehst, damit er nicht diskriminiert?” Die Antwort saß. Ein wenig verdattert über den Ball, der gekonnt und berechtigterweise zurückgespielt wurde, druckste ich herum. Natürlich wollte ich meinen Sohn zu einem empathischen Menschen erziehen, der auf andere achtet und nicht verletzt. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass es nicht reicht, ihm beizubringen, zu allen “nett“ zu sein.
Mittlerweile sind fast 4 Jahre vergangen und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst richtig den Kern unseres Gesprächs verstehe. Als weiße (1) heterosexuelle cis-Frau (2) ohne Behinderung, in einer Beziehung und finanziell abgesichert, war/bin ich in einer ganz anderen Position. Zusätzlich ist mein erstgeborenes Kind ein Junge, der vermutlich mit noch mehr Privilegien (3) als ich aufwächst. Durch meine Privilegien und die meines Kindes kann ich mir aussuchen, ob und in welchem Maße ich mich mit Rassismus, Sexismus, Klassismus (4) und anderen -ismen beschäftige.
Anders als Menschen, die selbst, und/oder Kinder haben, die von Diskriminierung betroffen sind. Sie haben nicht die Wahl, ob sie sich mit Diskriminierungen beschäftigen wollen oder nicht. Sie werden zwangsläufig von der Geburt an, über alle Bildungseinrichtungen, im Arbeitskontext, in Beziehungen, den Medien, der Politik, im Gesundheitswesen, beim Bäcker usw. durchgängig mit ihnen konfrontiert. Während es bei mir eine Entscheidung ist, ist es für Betroffene die Realität, der sie sich nicht entziehen können.
Naiv fragte ich sie, was sie vorhat in der Erziehung anders zu machen, um ihre Tochter zu stärken oder vor schmerzhaften Erfahrungen zu bewahren. Die Antwort meiner Freundin war ziemlich klar: “Sollte die Frage nicht eher sein, wie du deinen weißen Sohn erziehst, damit er nicht diskriminiert?” Die Antwort saß. Ein wenig verdattert über den Ball, der gekonnt und berechtigterweise zurückgespielt wurde, druckste ich herum. Natürlich wollte ich meinen Sohn zu einem empathischen Menschen erziehen, der auf andere achtet und nicht verletzt. Zu dem Zeitpunkt war mir noch nicht bewusst, dass es nicht reicht, ihm beizubringen, zu allen “nett“ zu sein.
Mittlerweile sind fast 4 Jahre vergangen und ich habe das Gefühl, dass ich jetzt erst richtig den Kern unseres Gesprächs verstehe. Als weiße (1) heterosexuelle cis-Frau (2) ohne Behinderung, in einer Beziehung und finanziell abgesichert, war/bin ich in einer ganz anderen Position. Zusätzlich ist mein erstgeborenes Kind ein Junge, der vermutlich mit noch mehr Privilegien (3) als ich aufwächst. Durch meine Privilegien und die meines Kindes kann ich mir aussuchen, ob und in welchem Maße ich mich mit Rassismus, Sexismus, Klassismus (4) und anderen -ismen beschäftige.
Anders als Menschen, die selbst, und/oder Kinder haben, die von Diskriminierung betroffen sind. Sie haben nicht die Wahl, ob sie sich mit Diskriminierungen beschäftigen wollen oder nicht. Sie werden zwangsläufig von der Geburt an, über alle Bildungseinrichtungen, im Arbeitskontext, in Beziehungen, den Medien, der Politik, im Gesundheitswesen, beim Bäcker usw. durchgängig mit ihnen konfrontiert. Während es bei mir eine Entscheidung ist, ist es für Betroffene die Realität, der sie sich nicht entziehen können.
Kinder diskriminierungskritisch und diversitätssensibel erziehen - aber wie?
Und so komme ich zurück zu der Eingangsfrage: Ab wann fange ich an, mich mit Kindern über Ungerechtigkeit und Diskriminierungen zu unterhalten? Bei einer Antwort halte ich mich an die Autorinnen Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar: „Solange es von Rassismus betroffene Kinder gibt, die sich ab Geburt mit dem Thema beschäftigen, wäre es falsch zu sagen, dass man sein eigenes Kind vor dem schmerzhaften Thema bewahren möchte. Es ist nie zu früh für antirassistische Erziehung."
Diese Aussage lässt sich auf alle Diskriminierungsformen ausweiten. Es ist eine Frage der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, dass sich alle Menschen für Gerechtigkeit, Chancengleichheit und ein Recht auf diskriminierungsfreies Aufwachsen einsetzen. Dazu gehört auch, dass wir Kinder von Anfang an diskriminierungskritisch und diversitätssensibel erziehen. Mit der Erkenntnis, dass es Voraussetzung für eine gerechtere Gesellschaft ist, mit Kindern von Anfang an Diskriminierungen zu thematisieren, haben wir schon viel gewonnen. Aber was jetzt? Hier 5 Tipps, um direkt ins Machen zu kommen.
Diese Aussage lässt sich auf alle Diskriminierungsformen ausweiten. Es ist eine Frage der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung, dass sich alle Menschen für Gerechtigkeit, Chancengleichheit und ein Recht auf diskriminierungsfreies Aufwachsen einsetzen. Dazu gehört auch, dass wir Kinder von Anfang an diskriminierungskritisch und diversitätssensibel erziehen. Mit der Erkenntnis, dass es Voraussetzung für eine gerechtere Gesellschaft ist, mit Kindern von Anfang an Diskriminierungen zu thematisieren, haben wir schon viel gewonnen. Aber was jetzt? Hier 5 Tipps, um direkt ins Machen zu kommen.
1. Bei Erwachsenen anfangen
Kinder werden nicht klassistisch, transfeindlich oder sexistisch geboren, sondern sie erlernen in unserer Gesellschaft Strukturen und Regeln, die andere unterdrücken und verletzen. Wie viel könnten wir unseren Kindern ersparen, wenn wir sie von Anfang an sensibilisieren? Wenn ihnen von Anfang an bewusst ist, dass Menschen unterschiedlich behandelt werden und dass das ungerecht und falsch ist.
Das ist aber nur möglich, wenn das Fachpersonal in Bildungseinrichtungen, Bezugspersonen und Eltern sich entsprechend Wissen aneignen, sich sensibilisieren und diskriminierende Denkweisen verlernen. Gerade in der frühkindlichen Bildung beeinflussen erwachsene Bezugspersonen entscheidend, wie Kinder sozialisiert werden. Über mehrere Jahre sind sie die Hauptinformationsquelle für die Weltanschauungen und Überzeugungen von Kindern. Deshalb ist es entscheidend, welche Vorurteile, Stereotype und Haltungen vorgelebt werden.
Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus, Klassismus oder Ableismus (5) sind so sehr in unseren gesellschaftlichen Strukturen, in unseren Institutionen und im Alltag verankert, dass sie von Nicht-Betroffenen meist nicht als solche wahrgenommen werden. Es braucht ein Verständnis vielfältiger Lebensrealitäten, Wissen, Sensibilisierung und Offenheit, um Ungerechtigkeit wahrzunehmen und thematisieren zu können. Dafür bedarf es eine aktive fortlaufende Auseinandersetzung.
Um sich als erwachsene Person zu Diversität (6) und Antidiskriminierung weiterzubilden, bieten sich Diversity Trainings oder Unconscious Bias (7) Workshops an. Durch Wissensaneignung und Transferübung können eigene Vorurteile reflektiert und ein diversitätssensibles Bewusstsein trainiert werden. Als niedrigschwelligen Einstieg gibt es eine große Auswahl an Büchern, Social Media Kanälen, Veranstaltungen, Podcasts, Serien etc. die Ungleichheit thematisieren.
Das ist aber nur möglich, wenn das Fachpersonal in Bildungseinrichtungen, Bezugspersonen und Eltern sich entsprechend Wissen aneignen, sich sensibilisieren und diskriminierende Denkweisen verlernen. Gerade in der frühkindlichen Bildung beeinflussen erwachsene Bezugspersonen entscheidend, wie Kinder sozialisiert werden. Über mehrere Jahre sind sie die Hauptinformationsquelle für die Weltanschauungen und Überzeugungen von Kindern. Deshalb ist es entscheidend, welche Vorurteile, Stereotype und Haltungen vorgelebt werden.
Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus, Klassismus oder Ableismus (5) sind so sehr in unseren gesellschaftlichen Strukturen, in unseren Institutionen und im Alltag verankert, dass sie von Nicht-Betroffenen meist nicht als solche wahrgenommen werden. Es braucht ein Verständnis vielfältiger Lebensrealitäten, Wissen, Sensibilisierung und Offenheit, um Ungerechtigkeit wahrzunehmen und thematisieren zu können. Dafür bedarf es eine aktive fortlaufende Auseinandersetzung.
Um sich als erwachsene Person zu Diversität (6) und Antidiskriminierung weiterzubilden, bieten sich Diversity Trainings oder Unconscious Bias (7) Workshops an. Durch Wissensaneignung und Transferübung können eigene Vorurteile reflektiert und ein diversitätssensibles Bewusstsein trainiert werden. Als niedrigschwelligen Einstieg gibt es eine große Auswahl an Büchern, Social Media Kanälen, Veranstaltungen, Podcasts, Serien etc. die Ungleichheit thematisieren.
Hier ein paar Buchempfehlungen für Erwachsene:
- Tupoka Ogette: Und jetzt du. - Rassimuskritisch leben
- Hadija Haruna-Oelker: Die Schönheit der Differenz - Miteinander anders denken
- Francis Seeck: Zugang verwehrt - Keine Chance in der Klassengesellschaft: wie Klassismus soziale Ungerechtigkeit fördert
- Luisa L´Audace: Behindert und stolz - Teilhabe ist Menschenrecht
2. Das Gespräch mit Kindern suchen
In ruhigen Momenten kann ein Gespräch über Ungerechtigkeit oder Diskriminierung eröffnet werden. Dabei kann herausgefunden werden, ob Kinder bereits Vorurteile haben oder selbst Diskriminierungen erfahren. Es ist wichtig abzuwägen, in welchen Situationen ein Gespräch in einer größeren Gruppe, einer kleinen Gruppe oder im Eins-zu-eins Gespräch Sinn macht. Bei aller guter Intention sollte immer die oberste Priorität sein, Kinder, die von Diskriminierungen betroffen sind, zu schützen. Deshalb müssen in Konfliktsituationen, wenn Themen besprochen oder Fragen gestellt werden, zuerst abgecheckt werden, wie es Betroffenen (damit) geht.
Das wichtigste bei der Thematisierung von Diskriminierung ist, offen Dinge anzusprechen und zuzuhören. Es sollte immer ein Gespräch und kein Monolog sein. Es kann mehrere Versuche brauchen, bevor ein tiefsinniges Gespräch entsteht. Das ist vollkommen in Ordnung und sollte nicht forciert werden. Eine unvoreingenommene, neugierige und geduldige Haltung ist Voraussetzung, dass Kinder sich öffnen und Lust haben, in den Austausch zu gehen.
Bücher, Filme etc. können oft als unaufdringliches Gesprächsangebot dienen, um über verschiedene Familienkonstellationen, gleichgeschlechtliche Eltern, Menschen mit Behinderungen oder unterschiedliche Hautfarben zu sprechen. Im Idealfall sind es Medien, die Vielfalt zeigen. Eine gute Gesprächsgrundlage können aber auch Momente bieten, in denen auffällt, dass Ungleichheit reproduziert wird. “Mir ist aufgefallen, dass in dem Buch keine Frauen vorkommen. Komisch, oder?”
Durch die Thematisierung und den Austausch können wir Kindern das Bewusstsein, das Rüstzeug und die Sprache mitgeben, Ungerechtigkeiten festzustellen und zu benennen. Wenn sie sich ihrer Privilegien bewusst und über Machtverhältnisse aufgeklärt sind, können sie Diskriminierungen erkennen, sie selbst vermeiden und sich gegen sie einsetzen.
Das wichtigste bei der Thematisierung von Diskriminierung ist, offen Dinge anzusprechen und zuzuhören. Es sollte immer ein Gespräch und kein Monolog sein. Es kann mehrere Versuche brauchen, bevor ein tiefsinniges Gespräch entsteht. Das ist vollkommen in Ordnung und sollte nicht forciert werden. Eine unvoreingenommene, neugierige und geduldige Haltung ist Voraussetzung, dass Kinder sich öffnen und Lust haben, in den Austausch zu gehen.
Bücher, Filme etc. können oft als unaufdringliches Gesprächsangebot dienen, um über verschiedene Familienkonstellationen, gleichgeschlechtliche Eltern, Menschen mit Behinderungen oder unterschiedliche Hautfarben zu sprechen. Im Idealfall sind es Medien, die Vielfalt zeigen. Eine gute Gesprächsgrundlage können aber auch Momente bieten, in denen auffällt, dass Ungleichheit reproduziert wird. “Mir ist aufgefallen, dass in dem Buch keine Frauen vorkommen. Komisch, oder?”
Durch die Thematisierung und den Austausch können wir Kindern das Bewusstsein, das Rüstzeug und die Sprache mitgeben, Ungerechtigkeiten festzustellen und zu benennen. Wenn sie sich ihrer Privilegien bewusst und über Machtverhältnisse aufgeklärt sind, können sie Diskriminierungen erkennen, sie selbst vermeiden und sich gegen sie einsetzen.
3. Vielfalt sehen, hören und erleben - Medien bewusst wählen
Kinder werden nicht nur von ihren erwachsenen Bezugspersonen in ihrer Wahrnehmung beeinflusst, sondern lernen auch über Bücher, Lieder, Filme oder Spiele, was als begehrenswert und nicht begehrenswert angesehen wird. Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar beschreiben die Wirkung auf Kinder wie folgt: “(...) Kinder lernen vom Zuhören, vom Kommentieren, aus Bildern und der wiederholten An- bzw. Abwesenheit von bestimmten Menschen und Perspektiven, was “normal” ist, wer dazugehört und welche Geschichten es wert sind, gehört zu werden. Sie lernen außerdem, was eben “nicht normal” ist, wer nicht zur Gesellschaft gehört und wessen Geschichte “anders” und nicht “normal” ist.”
Es ist wichtig und unumgänglich, Medien und Unterrichtsinhalte bewusst auszuwählen, um auch hier Diskriminierungen zu vermeiden und Vielfalt abzubilden. Repräsentation hat einen großen Einfluss auf die eigene Wahrnehmung für Kinder. Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an diversitätssensiblen Büchern, Serien, Filmen, Spielen und Liedern und es werden täglich mehr.
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Hier ein paar Buchempfehlungen für Kinder:
- Sabine Ziegelwanger: Bruno will hoch hinaus
- Constanze vonKitzing: Ich bin anders als du - Ich bin wie du
- Judith Allert: So sind Familien - lauter liebevolle Vorlesegeschichten
- Nora Burgard-Arp: Flauschig mauschig
4. Keine Angst vor Fehlern
Es geht nicht darum, von Anfang an alles richtig zu machen. Antidiskriminierung und Sensibilisierung ist ein Prozess, der ein ganzes Leben geht. Es ist unmöglich alles zu wissen, um Diskriminierung zu thematisieren. Damit kann auch transparent umgegangen werden. Es ist auch immer eine Option zu sagen, dass wir etwas nicht wissen oder unsicher sind und uns im Nachhinein informieren.
Das Wichtigste ist eine Offenheit und Fehlerfreundlichkeit an den Tag zu legen und sich nicht vor Themen wegzuducken. Fehler an sich sind nicht das Problem, sondern die Art wie wir mit ihnen umgehen. Wir haben es in der Hand, Fehler als Lernmoment und Chance anzunehmen. Um Diskriminierungen anzusprechen und zu thematisieren, müssen wir aus der Komfortzone heraustreten und uns mutig zeigen. Es ist ein Prozess, an dem wir alle beteiligt sind.
5. Los Geht's!
Ein wichtiger Schritt der Antidiskriminierungsarbeit ist die Bewusstmachung, dass wir alle diskriminieren, weil wir entsprechend sozialisiert wurden. Dafür müssen wir uns nicht schämen. Es ist aber unsere Verantwortung, uns dessen bewusst zu sein und entsprechend etwas dagegen zu unternehmen. Unwissenheit, Scham oder Angst sind keine Entschuldigung, sich nicht mit Ungerechtigkeit auseinanderzusetzen.
Es ist eine Frage von sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, dass privilegierte Menschen aufhören die Beschäftigung mit Diskriminierung als “Nice to do” zu sehen, sondern als klares fettes rot markiertes “To Do”. Und dazu gehört ebenfalls eine diskriminierungssensible Erziehung von Kindern. Also keine Angst davor: Los geht´s!
Glossar
(1) Schwarz und weiß sind politische Begriffe, um das soziale Konstrukt von race zu verdeutlichen. Sie beschreiben nicht die Hautfarbe, sondern die machtpolitische Rolle in unserer Gesellschaft und die Erfahrungen, die entsprechend gemacht werden.
(2) cis bedeutet, dass das biologische Geschlecht und die Geschlechtsidentität übereinstimmen. trans, bezeichnet Personen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem bei Geburt zugeordneten Geschlecht übereinstimmt.
(3) Privilegien sind unverdiente Vorteile gegenüber anderen Personen und Personengruppen, insbesondere in Bezug auf Alter, Behinderung, Geschlecht, Geschlechtsidentität, soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Herkunft und ethnische Zuordnung.
(4) Klassismus bedeutet Vorurteile oder Diskriminierungen aufgrund der sozialen Herkunft, der finanziellen Lage oder der Bildungsabschlüsse. Klassismus ist die am wenigsten thematisierte und gleichzeitig die am weitesten verbreitete Diskriminierungsform.
(5) Ableismus bedeutet die Abwertung von Menschen mit Behinderung oder chronischen Krankheiten, indem sie anhand bestimmter Fähigkeiten bewertet und auf ihre psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen reduziert werden. Die Folgen sind Abwertung, Ausgrenzung und Grenzüberschreitungen.
(6) Diversität ist der Überzeugung, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner Herkunft, seiner Ethnie, seiner sozialen Herkunft, seines Geschlechts, seiner Geschlechtsidentität, seiner sexuellen Orientierung, seiner Religion oder Weltanschauung, seines Alters oder seiner körperlichen oder psychischen Fähigkeiten sein volles Potenzial ausleben können sollte. Oft wird synonym für Diversität das englische Wort Diversity oder Vielfalt verwendet.
(7) Unconscious Bias bedeutet unbewusste Vorurteile. In Vorurteilen und Stereotypen zu denken ist menschlich und notwendig. Wenn wir uns dieser Vorurteile jedoch nicht bewusst sind, führen sie zu Diskriminierungen und können verheerende Auswirkungen auf das Leben von bestimmten Personen und Personengruppen haben.
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Foto: Arne Weiss
Zur Person
Nuria Fischer ist Diversity-Trainerin, Speakerin und Autorin. Mit ihrer Arbeit im Bereich der diskriminierungssensiblen Kommunikation möchte sie Unternehmen, Institutionen und Behörden dazu sensibilisieren, ihre Kommunikation divers, diskriminierungssensibel und nachhaltig zu gestalten.
Nuria Fischer ist Diversity-Trainerin, Speakerin und Autorin. Mit ihrer Arbeit im Bereich der diskriminierungssensiblen Kommunikation möchte sie Unternehmen, Institutionen und Behörden dazu sensibilisieren, ihre Kommunikation divers, diskriminierungssensibel und nachhaltig zu gestalten.
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