Nov 24

Praxistipps für mehr Präsenz und Körperbewusstsein


Ein Beitrag von Katja Schanz
Write your awesome label here.
Für Fachkräfte und Leiter:innen in Kitas sind Präsenz und Körperbewusstsein wichtige Fähigkeiten, um ein sicheres und geschütztes Umfeld für Kinder zu schaffen. Es ist wichtig, als Fachkraft für die Kinder wirklich anwesend zu sein, während sie die Welt um sich herum erforschen. Beim Thema Präsenz geht es darum, sowohl bei uns als auch bei anderen Menschen aufmerksam zu sein, um uns und unser Gegenüber wirklich zu verstehen und zu sehen. Körperbewusstsein ist die Grundlage für Selbstbewusstsein. Den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen bedeutet, zu spüren, wie er sich anfühlt, zu verstehen, was Bewegungen auslösen und wie der Körper sich im Raum verhält. Mit mehr Körperbewusstsein kannst du deine Bewegungen, emotionalen Reaktionen und Gedanken besser einordnen und nach außen sichtbar machen.

Präsent sein durch das achtsame Atmen 

Eine gute Möglichkeit, Präsenz zu kultivieren, ist das achtsame Atmen. Wusstest du, dass wir mit dem Atmen körperliche und auch mentale Zustände beeinflussen? Im Laufe der Jahrhunderte haben wir uns angewöhnt, öfter zu atmen, als es notwendig ist – dieses Muster kannst du bewusst durchbrechen. Ich möchte dich inspirieren, direkt in die Umsetzung zu gehen. Nutze hierfür die Bauch- oder Zwerchfellatmung. Der wichtigste Schritt ist, dass dein Körper vollkommen entspannt ist: Lockere deine Schultern, deine Gesichtsmuskulatur und vor allem den Kiefer, drehe deinen Kopf langsam hin und her und richte ihn dann auf. Bei der Bauchatmung erlaubt die gelöste Bauchmuskulatur dem Zwerchfell, sich weit nach unten abzusenken. Die Organe werden dabei in den Bauchraum gedrückt und die Bauchdecke wölbt sich bei der Einatmung nach außen. Vertiefe deine Atemzüge bewusst und lasse alle Anspannungen los. 

Profitipp: Zähle für eine Minute deinen Atem. Zähle das Ein- und Ausatmen als eine Einheit, ohne etwas an deiner normalen Atmung zu verändern. Wenn du mehr als zehn Einheiten gezählt hast, frage dich, ob du dich gestresst fühlst? Sechs bis zehn Atemzüge in der Minute sind in Ordnung, wobei uns auch vier Atemzüge reichen; die meisten Menschen nutzen zu viel Energie und atmen viel zu häufig. Wenn du dich gestresst oder überfordert fühlst, nimm dir Zeit für drei tiefe Atemzüge und lasse bewusst alles locker dabei.

Den eigenen Körper durch Haltung bewusst nutzen

Wir sind oft dabei zu überlegen und hin und her zu denken. Das kann sinnvoll sein, doch es gibt auch Momente, in denen sich unsere Gedanken nur im Kreis drehen. Da kann es hilfreich sein, auch mal den restlichen Körper einzusetzen. Die aufrechte Haltung beim Gehen, Stehen und Sitzen lässt uns beispielsweise nicht nur souverän wirken, sondern fühlt sich auch gut an. Dies bedeutet nicht, dass du starr und steif sein sollst, aber es ist wichtig, nicht in sich zusammenzusinken. 

Profitipp: Spüre bewusst deine Füße, wie sie auf dem Boden stehen, deinen ganzen Körper, den geraden Rücken bis zum Kopf, und richte dich mehrmals am Tag vollständig auf, um dir so immer wieder deiner eigenen Größe bewusst zu werden. 

Deine Stimme löst Gefühle aus 

Passt du deine Sprache und deine Stimme bewusst an? Bei Kindern ist es wichtig, langsam und deutlich zu sprechen – natürlich so, dass sie sich respektiert fühlen. Gib ihnen Zeit, über das Gesagte nachzudenken, und dränge sie nicht zu einer sofortigen Antwort. Sogenannte Weichmacher sorgen dafür, dass an deinen Aussagen gezweifelt wird. Weichmacher sind Worte wie: „vielleicht”, „möglicherweise”, „sollte”, „könnte”, „hätte”, „würde”, „bestimmt” und viele mehr. Die Vokale sind das Herzstück der Sprache. Über sie werden Emotionen übertragen. 

Profitipp: Dehne bewusst einen Vokal, um deine Emotionen besser zum Ausdruck zu bringen: „Danke für die Schoookolaaade“ oder „Es ist schöön, dass ihr euch jetzt Zeit nehmt“. Dehne dabei die Vokale und achte darauf, ob du deine Emotionen dadurch besser rüberbringen kannst.

Metaphern und Gleichnisse einbauen 

Als Erzieherin oder Kitaleitung kannst du die Sprache bewusst einsetzen, indem du Metaphern und Gleichnisse einbaust. Sie helfen uns, die Welt um uns herum besser zu verstehen. Mit Metaphern können wir ein Konzept mit einem anderen vergleichen, wodurch ein anschauliches Bild entsteht, das uns hilft, abstrakte Ideen zu begreifen. Beim bewussten Einsatz von Metaphern oder Gleichnissen ist es wichtig, dass du die Altersgruppe der Kinder im Auge behältst, damit deine Worte ihrem Verständnisniveau angemessen sind. Wenn Geschichten mit lebendiger Sprache erzählt werden, können wir uns leichter in die Erzählung hineinversetzen. 

Profitipp: Hier ein paar Ideen: Du kannst den Kindern zum Beispiel sagen, dass die Sonne wie ein großer gelber Ballon am Himmel schwebt oder dass Regentropfen wie kleine Küsse aus den Wolken kommen. Um die Geschichte vom Nachthimmel lebendig zu machen, könntest du erzählen, dass die Sterne über dem Nachthimmel tanzen oder der Wind durch die Bäume pfeift. Wenn du über Pflanzen sprichst, erkläre, dass „ihre Blätter so grün wie ein Frosch sind", anstatt einfach zu sagen: „ihre Blätter sind grün!“ 

Gleichnisse bieten uns die Möglichkeit, mit einprägsamen Formulierungen zu begeistern und die Kreativität und Fantasie anzuregen. Du kannst dazu gezielte Fragen stellen: „Wenn Zahlen Farben wären, welche Farbe wäre dann die Acht?" oder „Wenn Gefühle Formen wären, wie würde dann die Überraschung aussehen?” Solche Fragen fördern das Gespräch untereinander und fördern das kreative Denken, das für den Erfolg im Leben wichtig ist. Wenn du mit Kolleg:innen über Führungsqualitäten wie Resilienz sprichst, könntest du statt „Resilienz ist wichtig für den Erfolg" eine Metapher wie „Resilienz ist wie ein Gummiband, das zurückfedert, wenn es zu weit gedehnt wurde” verwenden. Insgesamt ist das Einbeziehen von Metaphern oder Gleichnissen ein effektiver Weg, das Gesagte ansprechend zu gestalten und gleichzeitig wertvolle Informationen auf fantasievolle Weise zu vermitteln.

Dein Tempo zeigt Wirkung 

Dein Tempo, mit dem du dich während der Arbeit bewegst, sollte nicht zu hektisch sein. Hierbei geht es sowohl um das Schritttempo als auch um das Tempo deiner Gestik und das Sprechtempo. Ruhige und gelassene Körperhaltung und Redegeschwindigkeit strahlen Souveränität aus. Ebenso wie das Tempo sind Pausen ein wichtiges Stilmittel.

Profitipp: Nutze bewusst Pausen. Fülle deine Pausen nicht mit Füllwörtern, wie „ähm“, „also“ oder „irgendwie“. Sie hinterlassen das Gefühl, dass du nicht weißt, was du sagen willst. Lasse das, was du gesagt hast, bewusst nachwirken. Fülle Pausen mit einer Geste oder einem Gesichtsausdruck, oder lasse dir Zeit zum Atmen, sortiere dabei deine Gedanken und sprich dann weiter. Mit diesen Tipps im Hinterkopf wirst du noch besser in der Lage sein,  jeden Tag eine Atmosphäre zu schaffen, die von Präsenz und Verständnis geprägt ist!

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Zur Person
Katja Schanz ist studierte Schauspielerin und ausgebildete Sprechtrainerin sowie Kommunikations- und Rhetoriktrainerin. Dazu ist sie Systemische Coachin und Mediatorin. Als Freelancerin arbeitet sie mit Führungskräften, Kitaleiter:innen, Selbstständigen und Unternehmer:innen zusammen und gibt Weiterbildungen und Trainings rund um die Themen Körpersprache und -bewusstsein, Stimme, Wirkung und Präsenz.
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