Jul 17
Die Balance finden: Tablets in Kitas und Schulkindbetreuung sinnvoll einsetzen, ohne das kindliche Konsumverhalten zu fördern
Ein Artikel von Kevin Matiszent
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In unserer modernen Gesellschaft sind digitale Geräte wie Tablets zu einem integralen Bestandteil des Lebens von Kindern geworden und haben längst ihren Weg in Kindertagesstätten und die Schulkindbetreuung gefunden. Gleichzeitig haben auch mehr als zwei Drittel aller Haushalte in Deutschland Zugang zu einem Tablet. Pädagogische Fachkräfte stehen somit vermehrt vor der Herausforderung, diese Geräte sinnvoll in den Kita-Alltag und ihre pädagogischen Konzepte zu integrieren und Eltern im Umgang mit Medienerziehung zu bilden. Einerseits bieten Tablets unzählige Möglichkeiten, die Lernprozesse, Kreativität und individuelle Entwicklung von Kindern zu fördern. Andererseits herrscht jedoch oft die berechtigte Sorge, dass ein zu intensiver Gebrauch von Tablets das Konsumverhalten von Kindern begünstigt und ihre soziale Interaktion einschränken könnte.
Somit stellt sich die Frage, wie wir als pädagogische Fachkräfte sicherstellen können, dass Tablets in der Kita und in der Schulkindbetreuung nicht nur zielorientiert und rechtskonform, sondern auch gesund und pädagogisch wertvoll genutzt werden, sodass Kinder und ihre Familien die Möglichkeiten der Technologie, sei es als pädagogisches Angebot oder zur Elternkommunikation, voll ausschöpfen können, ohne von ihr dominiert zu werden?
Risiken und Chancen der Tablet-Nutzung bei Kindern
Wie wichtig es ist, eine digitale Balance zwischen der Nutzung von Tablets und anderen Aktivitäten bei Kindern und Jugendlichen zu finden, zeigen Studien zum Mediennutzungsverhalten und der Medienerziehung, die belegen, dass übermäßiger Technologiekonsum bei Kindern und Jugendlichen negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit und Entwicklung haben kann. Beispielsweise können unkontrollierte Bildschirmzeiten bei Kindern mit Schlafproblemen in Verbindung gebracht werden. Schlaf ist jedoch entscheidend für das Wachstum und die kognitive Entwicklung von Kindern, daher sind ausgewogene und festgelegte medienfreie Zeiten wichtig. Doch nicht nur die Nutzungsdauer ist ausschlaggebend. Eine noch viel größere Rolle spielen die Inhalte, die von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden, angefangen bei jugendgefährdenden Inhalten bis hin zu unmarkierten Werbeinhalten, Fakes, Hoaxes und belastenden Nachrichten. So kann ein unbegleiteter Technologiekonsum bei Jugendlichen zu einem erhöhten Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Anorexie und Bulimie, Handlungsdruck (FOMO: fear of missing out), Depressionen und Angststörungen führen. Eine lang anhaltender Bildschirmgebrauch kann auch die sozialen Fähigkeiten von Kindern beeinträchtigen und die Fähigkeit zur Konzentration und zum Lernen verringern.
Trotz dieser Risiken sind Tablets äußerst wertvolle Ressourcen, wenn man sie für Bildungszwecke einsetzt. Heutzutage gibt es bereits eine breite Palette von Lern-Apps, die auf spezifische Altersgruppen und Bildungsniveaus zugeschnitten sind. Junge Kinder können beispielsweise mithilfe von interaktiven Alphabet-Apps spielerisch das Lesen erlernen, während ältere Schüler komplexe Mathematikaufgaben mithilfe von interaktiven Übungsprogrammen angehen können. Diese Apps bieten nicht nur Lehrinhalte, sondern können auch den Fortschritt der Schüler verfolgen. Im Unterricht und der Bildung korrekt eingesetzte technische Geräte können also die individuelle Entwicklung von Kindern fördern. Programmierte Lern-Apps wie Lazuli bieten neben interaktiven Lerninhalten auch eine integrierte Pausenphase. Der in der App immer wiederkehrende, zentrale Hund verlangt vom spielenden Kind Pausen, um den erspielten Knochen zu verspeisen. Vorher geht es nicht weiter. Die Zeiten variieren dabei zwischen 20 Minuten und 2 Stunden.
Darüber hinaus können Tablets als kreative Werkzeuge eingesetzt werden, um die Vorstellungskraft der Kinder anzuregen oder ihnen alternative Prüfungsformen anzubieten. Apps zum Zeichnen und Malen ermöglichen es Kindern, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entwickeln, und Musik-Apps bieten die Möglichkeit, musikalische Talente zu entdecken und zu entfalten. Dazu eignen sich Tablets auch zum Erstellen von Kurzvideos. Apps wie iMovie für IOS Geräte oder Cap Cut für Android Geräte bieten da einen großen kreativen Freiraum.
Tablets ermöglichen außerdem einen einfachen Zugang zu einer Fülle von Bildungsressourcen, wie E-Books, Online-Enzyklopädien, Lehrvideos und digitalen Bibliotheken. Dieser erweiterte Zugang zu Bildungsinhalten ermöglicht es sowohl Kindern als auch pädagogischen Fachkräften, auf Informationen zuzugreifen, die in gedruckten Büchern möglicherweise nicht verfügbar sind oder länger gesucht werden müssen. So können Kinder mithilfe von Tablets interaktive Geschichten entdecken, die ihre Vorstellungskraft anregen, oder pädagogische Spiele nutzen, um grundlegende Fähigkeiten zu entwickeln. Digitale Bibliotheken erweitern nicht nur die Leseoptionen, sondern fördern auch die Lesekompetenz und das Bildungsverständnis der Kinder durch die Integration von Multimedia-Inhalten.
Richtig ansetzen, um Tablets richtig einzusetzen
Um die Vorteile von Tablets in der Kita zu nutzen, ohne das Konsumverhalten von Kindern und die negativen Auswirkungen von Bildschirmzeiten zu fördern, ist die aktive Beteiligung von pädagogischen Fachkräften im Betreuungsalltag und den Eltern zuhause gefordert. Pädagogische Fachkräfte haben dabei die Aufgabe, sicherzustellen, dass die Tablet-Nutzung in Kitas oder in der Schulkindbetreuung sinnvoll, rechtsgemäß und kindersicher erfolgt. Dabei erweisen sich folgende Maßnahmen als hilfreich:
Festlegen von Zeitfenstern
Das Festlegen fester Zeitfenster für die Tablet-Nutzung, die allen Kindern und Pädagog:innen bekannt sind, stellt sicher, dass die Kinder ausreichend Zeit für andere Aktivitäten haben und Tablets nur eine von vielen Optionen sind. Der Begriff Zeit bezieht sich hierbei auf die Aufgabenstellung und nicht auf eine Minutenanzahl. Die Aussage „Du darfst drei Fotos machen" ist für Kinder beispielsweise deutlich greif- und umsetzbarer als die Aussage „15 Minuten“.
Vielfältige Aktivitäten
Das Angebot für die Kinder sollte immer ein breites Spektrum an Aktivitäten und Programmen beinhalten, um die Interessen der Kinder zu fördern. Dazu gehören sportliche Aktivitäten im Freien, künstlerische Workshops, Gruppenspiele und Naturerlebnisse. Ein vielseitiges Angebot bietet eine willkommene Abwechslung zur digitalen Welt und fördert soziale Interaktion und körperliche Bewegung. Viele Apps, wie Actionbound oder Geocaching, bieten dabei auch die Möglichkeit, Aktivitäten in der digitalen und in der realen Welt miteinander zu verbinden, wobei das technische Gerät als Werkzeug dient.
Digitale Bildungskurse
Digitale Bildungskurse sind ein guter Weg, um Kindern beizubringen, wie sie Tablets und Technologie verantwortungsbewusst nutzen können, während sie gleichzeitig wichtige Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Ressourcen entwickeln. Youtube-Kanäle von Funk oder die CHECKER Videos von ARD sind zum Beispiel eine wertvolle digitale Ressource.
Eltern-Workshops
Neben Kursen für Kinder können Einrichtungen auch Workshops für Eltern anbieten, um sie über einen gesunden Konsum von digitalen Technologien für Kinder aufzuklären. Dabei sind Tipps, welche Apps und Inhalte für ihre Kinder geeignet sind, genauso wichtig wie Tipps darüber, wie Eltern ihren Kindern auch zuhause den verantwortungsvollen Umgang mit Tablets zeigen können. Die Landesmedienanstalten bieten dazu bereits oft installierte und geförderte Programme an.
Die entscheidende Rolle der Eltern
Grundsätzlich können Eltern einen bedeutenden Einfluss auf die Gewohnheiten ihrer Kinder ausüben. Daher ist die Unterstützung der Eltern entscheidend, um sicherzustellen, dass Kinder eine gesunde Balance zwischen ihrer Nutzung von Tablets und anderen Aktivitäten halten. Bei der Gestaltung dieser ausgewogenen Balance spielen aktive Eltern-Kind-Interaktionen eine wichtige Rolle. Dies umfasst die gemeinsame Zeit mit den Kindern, sei es beim Vorlesen, Basteln oder bei Outdoor-Aktivitäten. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die Bindung zwischen Eltern und Kindern, sondern schaffen auch eine gesunde Balance zwischen digitaler und persönlicher Interaktion. Es gilt Bindung vor Bildschirm.
Zusätzlich ist die Kommunikation auf Augenhöhe von großer Bedeutung. Offene Gespräche zwischen Eltern und Kindern ermöglichen es, Fragen und Anliegen hinsichtlich der Technologienutzung von Tablets zu besprechen und klare Erwartungen zu kommunizieren. Diese transparente Kommunikation unterstützt die Kinder dabei, verantwortungsvolle Entscheidungen im Umgang mit Technologie zu treffen. Das Einigen auf gemeinsame Regeln für die Bildschirmzeit kann ebenfalls dazu beitragen, eine gute Balance zwischen digitalen Inhalten und analogen Aktivitäten zu wahren. Eltern und Kinder können diese Regeln gemeinsam aufstellen, was die Eigenverantwortung fördert und ein besseres Verständnis für die Bedeutung von Themen wie einem gesunden Medienkonsum schafft.
Darüber hinaus sollten Eltern ihre Kinder über die Vor- und Nachteile der Tablet-Nutzung aufklären und ihnen helfen, verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen. Dies trägt dazu bei, potenzielle Risiken zu minimieren und die Kinder für den Umgang mit Technologie zu sensibilisieren. Schließlich können Eltern Technologie gezielt als pädagogisches Werkzeug einsetzen. Gemeinsames Lernen und Entdecken von Inhalten auf dem Tablet zu Hause kann eine positive und lehrreiche Erfahrung sein. Eltern sind dabei zentrale Vorbilder, denn es gilt: Regeln und Pflichten bei der Mediennutzung müssen von allen Familienmitgliedern abgestimmt und eingehalten werden.
Fazit
In einer Zeit, in der Technologie allgegenwärtig ist, ist es von entscheidender Bedeutung, eine ausgewogene Balance zwischen der Nutzung von Tablets und anderen Aktivitäten in der Bildung und Betreuung von Kindern aufrechtzuerhalten. Die Einführung klarer Regeln, die Förderung von Eltern-Kind-Interaktionen und offene Kommunikation sowie die gezielte Nutzung von Tablets als Bildungswerkzeug können dazu beitragen, dass Kinder von den Vorteilen der Technologie profitieren, ohne von ihr vereinnahmt zu werden.
Eine solche Balance fördert die kognitive Entwicklung, Kreativität und soziale Kompetenzen und ermöglicht bereichernde Bildungserfahrungen. Letztendlich geht es darum, sicherzustellen, dass Kinder glücklich, gesund und erfolgreich aufwachsen und gleichzeitig die Chancen der digitalen Welt nutzen können. Wenn wir als pädagogische Fachkräfte gemeinsam mit Eltern an diesem Ziel arbeiten, können wir eine positive und ausgewogene Beziehung zur Technologie für die kommende Generation fördern.
Der Artikel wurde mit Unterstützung von ChatGPT und in Co-Autorenschaft von Kevin Matiszent erstellt.
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Einsatz von Tablets in Kita und Schulkindbetreuung
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